Tag 7-9: Herekino Forest bis Kerikeri

Tag 7: Zwischen Liebe und Hass

Datum: 18.11.2016

Start: Ahipara (Trail km 102)

Ziel: Tramp Inn (Trail km 123)

Es geht an diesem Morgen rechtzeitig los für uns, denn wir haben gestern bereits gesehen, durch was wir hindurch müssen: Knietiefer Matsch, steile An- und Abstiege stehen uns bevor. Den Straßenabschnitt schenken wir uns, denn es gibt keinen Seitenstreifen oder ähnliches, daher ist das Wandern auf der Straße nicht nur langweilig, sondern auch gefährlich. Eine nette, junge Lehrerin hält nach kurzer Zeit an und macht zum Abschied ein Foto mit uns, denn sie hat einen Wettkampf mit ihren Mitbewohnern: Wer nimmt mehr Wanderer per Anhalter mit? Super für uns, denn wir sind rechtzeitig, gegen 8:30 Uhr, am Eingang des Herekino und starten…

Die Vegetation ist so abwechslungsreich und bunt! Einfach schön und spannend durch diesen Wald zu wandern. Wir sehen unseren ersten Kauri, der größte und älteste Baum Neuseelands ca. 1500 Jahre, atemberaubend! Ab und an kreuzen wir einen kleinen Bach, das Ganze wirkt sehr paradiesisch. Wir suchen uns einen schönen Platz am Fluss und machen eine Pause. Während der Pause checkt Flo auf dem GPS, wie weit wir gekommen sind, leider ist das Ergebnis ernüchternd… 4 Stunden – 4 Kilometer. Durch den knietiefen Matsch wird alles sehr abenteuerlich, denn jeder Schritt muss mit großer Vorsicht und hoher Konzentration gesetzt werden. Ansonsten ist es durchaus möglich, anstatt des schmalen Wanderweges einfach den steilen Abhang von ca 5-7m nach unten zu nehmen. Wir sind also sehr angespannt, bevor die Matschpiste in einen breiteren Forstweg mündet, der zur „Diggers Valley Road“ führen soll. Super! Endlich können wir wieder ein normales Tempo laufen, in unserem Fall also einige Meter wieder aufholen und können unsere Köpfe mal wieder Richtung Himmel strecken! Das gibt extra Motivation! Wer sich jetzt fragt, warum wir so auf’s Tempo achten (eigentlich haben wir ja Zeit): Wir müssen diesen Wald hinter uns bringen, bevor es dunkel wird! Andernfalls müssten wir unser Zelt im Wald aufschlagen, bei der Feuchtigkeit und dem sumpfartigen Gebiet ist daran gar nicht zu denken. 2km können wir den breiten Forstweg genießen, bevor dieser wieder schmal und matschig wird. Und dann kommt’s richtig krass: Flo verdreht sich innerhalb kürzester Zeit sein eh schon angeschlagenes Knie 3x!! 1x so heftig, dass sogar Arni es noch knacken hört. Arni rutscht mehrere Male weg, was immer darin endet, dass sie unsanft auf dem Hintern landet und dabei meistens in kürzester Zeit 3-4m zurücklegt. Schlittenfahrt!

Die Laune ist absolut im Keller. Wir müssen einfach nur darauf achten, uns keine Gräten zu brechen, ansonsten wäre unser Abenteuer schneller vorbei, als uns lieb wäre. Als uns dann noch jemand gut gelaunt überholt, der das Ganze „positiv herausfordernd“ findet, machen wir dicht. Arschloch! Wir kämpfen uns regelrecht durch diesen Abschnitt, während Flo das eher mit sich ausmacht, muss Arni mehrere Male lauthals rausschreien, dass Sie ihren Job nicht für so einen Scheiß gekündigt hat! So vergehen weitere 3,5 Stunden… Die Krönung des Ganzen bildet dann der letzte Abschnitt: Eine 8m lange Matschpiste, die so steil ist, dass man sie nur mit dem 5m Seil bewältigen kann, welches über sie gespannt wurde. Cool! Ich steig aus… Flo macht den ersten Schritt. Er schmeisst seine Wanderstöcke voraus, lässt sich am Seil hinunter und kann sich die letzten 3m von Baum zu Baum hangeln. Arni startet direkt danach, rutscht 2m am Seil hinunter, den Rest wiedermal auf dem Hintern. Aber dann! Der Wald tut sich auf und wir haben den genialsten Blick über das Land! Geschafft!! Das „Tramp Inn“, unsere Übernachtungsmöglichkeit für heute, liegt direkt am Trail. Es ist eine liebevoll zusammen gezimmerte Hütte, In der sich mehrere Hochbetten befinden. Pauline, Grace und Joel kommen 2 Stunden später hinzu.

 

Tag 8: Hitchhike nach Kerikeri

Datum: 19.11.2016

Start: Takahue (Trail 123 km )

Ziel: Kerikeri (Trail 220 km)

Am Morgen nach dem Herkino Forest sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, aber wir sind uns dennoch sicher: Wir haben genug Wald gesehen. Die beiden nächsten Wälder sind nämlich vom gleichen Kaliber. Wir sitzen also draußen, trinken Tee und planen unseren Tag. Da fährt plötzlich ein Geländewagen vor und es steigen die Besitzer des Tramp Inn aus, eine nette Familie mit vier Jungs. Einer der Jungs hat sein komplettes Bein in Gips, Flo fragt ihn, ob er auch den Herekino gelaufen sei, da lacht der Junge. Nein, er habe sich beim Motorcross fahren verletzt. Und jetzt müsse er hier sitzen, während seine Brüder im Wald seien: Wildschweine jagen. Die Jungs sind zwischen 10-16 Jahre alt und ja, sie jagen mit echten Waffen! Sein Walkie-Talkie springt an und einer seiner Brüder schreit, dass sie ein Schwein geschossen haben. Vater und Mutter freuen sich für die Jungs.

Der Jüngste der vier Brüder will uns (Grace, Joel, Flo Arni) den Wasserfall zeigen und wirklich: Er zeigt uns ein kleines Stück Paradies. Danach gehen wir mit dem Jungen zur Farm. Dort bietet die Mutter an, uns ein Stück Richtung Kerikeri zu bringen. Wir sagen zu und quetschen uns in den Wagen, denn der Sohn mit gebrochenem Bein sitzt ebenfalls drin und muss ins Krankenhaus zur Untersuchung. Auf dem Weg durch das wunderschöne Farmland sitzt dann irgendwo im Nirgendwo ein Mädchen am Straßenrand. Es ist Pauline! Unsere Fahrerin hält natürlich an und Flo setzt sich auf die Ladefläche, weil wir einfach keinen Platz mehr haben. So fahren wir gute 10 km, dann schmeißt sie uns raus und wir suchen die nächste Gelegenheit zum Trampen. Wir überlassen Joel uns Grace den Vortritt und innerhalb kürzester Zeit hält ein Wagen an. Perfekt! Jetzt sind wir an der Reihe. Eine nette Frau mit Tochter nimmt uns die nächsten 5 km mit. Dann warten wir wieder eine längere Zeit… Insgesamt 4 unterschiedliche Fahrer sind nötig, damit wir es bis nach Kerikeri schaffen. Zwischenzeitlich haben wir nicht mehr daran geglaubt es wirklich noch zu schaffen. Und dann kommen wir am Holiday Park in Kerikeri an. Zwei super Mädels erzählen uns zudem noch, dass in der Stadt ein kleines Foodfestival stattfindet. Da müssen wir natürlich hin! Wir wollen feiern, dass wir den Herekino unbeschadet überstanden haben.

Am Abend gehen wir also los, trinken Bier und Wein und gönnen uns eine große Pizza von Pizza Hut. Perfekt!!

 

Tag 9: Zeroday in Kerikeri

Datum: 20.11.2016

Start: Kerikeri

Ziel: Kerikeri

Heute schlafen wir aus, das heißt alle außer Flo. Er steht bereits um 6:30 Uhr auf und geht zum ortsansässigen Supermarkt, um uns richtiges Frühstück zu besorgen! Es gibt Baguette, Frischkäse, Salami, Käse und Nutella. Juhuuu! Den Rest des Tages verbringen wir wirklich damit uns auszuruhen! Abends werden wir von Pauline bekocht mit echtem, französischen Chicken-Korma. 🙂

 

 

 

 

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