Tag 10: Jetzt läuft’s
Datum: 21.11.2016
Start: Kerikeri (Trail km 223)
Ziel: Waitangi (Trail km 245)
Wir starten heute langsam, denn bevor wir loslaufen, haben wir noch einiges zu erledigen: Unsere Bouncebox (ein Carepaket, das wir uns immer wieder selbst zu verschiedenen Poststellen schicken) will abgeholt werden und wir benötigen eine Apotheke für Flo, damit er sich eine Bandage für sein Knie kaufen kann. Um 9 Uhr starten wir und wieder mal wird schnell klar, dass die Preise in Deutschland einfach viel gemäßigter sind als in NZ. Eine Kniebandage für schlappe 40$. Das lassen wir dann, so stark sind die Schmerzen nun auch nicht. Angekommen an der Post holen wir unser Paket und sortieren ersteinmal kräftig aus. Alles, was wir bislang nicht benötigt haben oder was keinen Sinn macht fliegt raus. So schaffen wir es, dass wir ein Paket nach Hause senden mit knapp 4kg Inhalt. Super! Das müssen wir schon nicht mehr schleppen. Allerdings kostet das Paket dann auch 100$… Da wir eh‘ schon spät sind, machen wir uns auch keinen weiteren Stress – ein Kaffee geht immer.
Danach machen wir uns auf nach Waitangi. Die Wegbeschreibung sagt uns, dass wir einen Teil auf der Straße und den größeren Teil im Wald wandern werden. Wir drücken uns die Daumen, dass wir keinen zweiten Herekino (oder wie wir sagen Harakiri) Wald vor uns haben. Die Straße ist schnell erledigt und dann kommen wir in einen wunderschön offen gehaltenen Pinienwald. Und der Untergrund ist weich und trocken, kein Vergleich zum letzten Wald also. Wir genießen den Tag und die abwechslungsreiche Strecke. Pauline hat leider immer noch Beschwerden am Knöchel. Wir warten in regelmäßigen Abständen auf sie. Nach 3 Stunden sehen wir die Küste und haben einen grandiosen Überblick über Waitangi. Von da aus ist es nicht mehr weit bis zum Holiday Park. Wir freuen uns auf leckeres Essen im Stadtkern von Paihia und natürlich auf eine warme Dusche!! Abends geht es Burger essen und kurz danach schreibt uns Jeff, dass er morgen in Waitangi sein wird. Wir zögern nicht lange und machen noch eine Nacht im Holiday Park klar, damit wir die anderen wiedersehen können.
Tag 11: Gutgehen lassen
Datum: 22.11.2016
Waitangi Holiday Park
Flo ist mal wieder früh wach und geht in Richtung Paihia City zu einem kleinen Bäcker. Pauline und Arni bekommen leckere Croissants und Brötchen. Unseren Vorrat an Nutella gibt es immer noch, Salami, Käse und Kaffee runden unser Frühstück mal wieder richtig ab. Wir genießen die Sonne und halten einen kleinen Mittagsschlaf, während gegen 5 Uhr Jeff, Cat und Matt eintreffen. Wir freuen uns wirklich, alle wieder zu sehen und tauschen uns über die verschiedenen Stationen aus. Die drei Profis haben die Wälder gut überstanden, aber sie seien an ihre Grenzen gekommen. Um den Raetera Wald zu überstehen, sind sie an einem Tag über 45km gelaufen. Bergauf, bergab, durch knietiefen Matsch bis in die Dunkelheit. Auch sie wollten nicht in diesen Wäldern übernachten. Nachdem wir lange gesprochen haben gehen wir abends wieder in die Innenstadt von Paihia und teilen uns eine große Pizza. Das geht irgendwie immer!
Tag 12: Endlisch normaaale Leude
Datum: 23.11.2016
Start: Waitangi (Trail km 245)
Ziel: über Pahia und Opua nach Waikare (Trail km 268)
Topmotiviert starten wir heute in den Tag. Cat und Matt möchten ein paar Zero-Days einlegen, daher machen wir an dieser Stelle zu viert weiter: Pauline, Jeff, Flo und Arni. Unser Ziel für heute ist Sheryl’s Place. Sie ist eine Dame, die ihr Grundstück den TA-Wanderern zur Verfügung stellt, gegen eine kleine Spende. Flo meldet uns am Morgen bei ihr an und dann laufen wir einen ganzen Küstenabschnitt bis nach Opua. Natürlich geht beim TeAraroa nichts ohne Herausforderung. Der Küstenabschnitt besteht im ersten Teil aus rutschigen Felsen, die nur bei Ebbe begehbar sind. Es braucht dann eben etwas Zeit, bis man durch ist. Davon haben wir ja gerade genug… Wir sehen den einmaligen weißen Sandstrand und gehen einen kleinen, unübersichtlichen Küstenweg, der eigentlich für Mountainbikes angelegt ist. Wir kommen an schönen, liebevoll gestalteten Häuschen vorbei, die pure Lebensqualität ausstrahlen. Einfach einmalig. Angekommen in Opua, machen wir eine kleine Mittagspause. Von Opua aus reisen wir mit einem Boot bis nach Waikare.
Die Tour sollte aus mindestens 4 Teilnehmern bestehen, aber am Telefon bestätigt Rusty der Bootsfahrer uns, dass bereits 3 weitere Wanderer für die Tour zugesagt haben. Klasse für uns, denn somit bezahlen wir den günstigsten Preis, allerdings fragen wir uns den ganzen Tag, ob wir die Wanderer evtl. schon kennen. Am Steg treffen wir dann auf die weiteren Leute: Nicole aus der Schweiz, Lee aus Israel und Hans-Peter aus… na ihr wisst schon… Gerade bei Ha-Pe sind wir doch etwas verwirrt, weil wir in ein komplett Sonnencreme-bedecktes Gesicht starren. Nur die Augen sind ausgespart. Das Boot donnert los und wir haben ordentlich Spaß, ca eine halbe Stunde benötigen wir bis zum kleinen Ufer bei Waikare. Danach heißt es noch mal 3km laufen bis zu Sheryl’s Place. Die Sonne ist wie immer ordentlich, obwohl hier gerade Frühling ist und sich jeder über den ganzen Regen beschwert. Wir kommen am Nachmittag an. Sheryl ist eine Maori, sehr freundlich und zuvorkommend, allerdings wird schon beim Betrachten des Grundstücks klar, dass man es mit Sauberkeit nicht so eng sieht. 4 Autos, von denen 2 noch funktionieren, diverse Geräte liegen herum wie kaputte Waschmaschine und Mikrowelle (obwohl sie uns sagt, dass das Haus keinen Strom hat) (und ja, diese Sachen liegen ebenfalls draußen) und und und… Wir unterhalten uns mit ihr über die Welt und eigentlich kann man sogar sagen, dass sie einen schönen Lebensstil führt: Sie hat das Haus von Ihren Großeltern übernommen und ihre erwachsenen Kinder leben nun im Familienhaus in Auckland. Sie lebt ruhig, hat einige Hühner, baut viele Lebensmittel selbst an und beschäftigt sich mit Blumen und Pflanzen. Wir sehen hier die größten Zitronen überhaupt! Am Abend sitzen wir zwischen den fetten, gefräßigen Hühnern und essen unsere Nudeln oder auch Reis während Hans-Peter an seinem Maiskolben knabbert. Jeff, unser Wander-Profi, fragt ihn daraufhin, ob er nicht mehr zu sich nehmen würde, denn an einem Wandertag verbrennt der Mensch durchaus 4000-5000 Kalorien. Ha-Pe kontert daraufhin mit einer (etwas unglaubwürdigen) Story: Er habe einen Freund, der schon seit mehreren Jahren NICHTS mehr essen würde. Da ist Mais nach einem Wandertag doch gar nicht mal so schlecht… Abgesehen von der Gewichts- und Ertragsbilanz dieses Essens. Wir lassen Ha-Pe Ha-Pe sein und wundern uns nicht weiter. Danach unterhalten wir uns über den morgigen Tag mit langer Wanderstrecke durch einen Fluss. Auch hier fällt leider auf, dass Ha-Pe sich scheinbar über den Weg nicht im Klaren ist. Nun gut. Wir wollen die neuen Leute näher kennenlernen und fragen, was sie arbeitstechnisch machen. Lee aus Israel war eine ganze Zeit beim Militär, das ist schon sehr beeindruckend. Nach der Zeit in Neuseeland wird sie in Israel Medizin studieren. Nicole ist sehr ruhig und auch distanziert. Ha-Pe wird nach 2 Wochen wandern in eine Nackt-Kommune nach Nelson gehen und dort Spielplätze errichten. Waaaaas?!?! Als er dann noch seinen Müll in unsere Tüte packen will (Zur Erklärung: Im Normalfall ist das natürlich kein Problem, aber wir tragen unseren Müll manchmal tagelang mit uns herum bis man eine Mülltonne sieht, da möchte man nicht noch fremden Müll zusätzlich) sagen wir ihm kurzehand, dass er sich gerne seine eigene Mülltüte basteln könne. Leider ist die Nacht nicht besser: Ha-Pe baut sein Zelt mit 1m Abstand zu unserem auf… Arni vermutet, dass sein Abstandssensor defekt ist. Damit nicht genug, macht er während der Nacht ständig wechselnde Geräusche, von denen keins zugeordnet werden kann.