Tag 19-22: Whangarei bis Pakiri

Tag 19: Zeroday mit Umwegen

Datum: 30.11.2016

Start: Whangarei bis Ruakaka (Trail km 409)

Ziel: Waipu Cove (Trail km 425)

An diesem Morgen nehmen wir den Bus von Whangarei bis nach Ruakaka – wir wollen die Roadsection soweit es geht überspringen, denn wir laufen ohne Abwechslung an einer stark befahrenen Straße ohne Mehrzweckstreifen. Der Plan ist, dass wir es heute ruhig angehen lassen, nur maximal 10km wandern. An einer Tankstelle mitten im Nirgendwo hält der Bus und wir müssen aussteigen, hier soll dann wohl Ruakaka sein. Ca 2 km wandern wir noch an der gefährlichen Landstraße entlang, bis Arni plötzlich Stiche im rechten Knie bekommt. Na toll, kurze Pause für den Einwurf von Ibuprofen, dann kann’s weiter gehen…praktischerweise ist dort ein Fish&Chips Shop nur 2 Minuten weiter, da fast Mittag ist und Fish&Chips sowieso immer gehen, halten wir natürlich an. Nach der Pause laufen wir mal wieder eine lange Zeit am Strand entlang, einfach schön und der Strand ist sogar gut besucht.

Man bemerkt sofort, dass es sich um eine Region handelt, die bei Urlaubern sehr beliebt ist. Egal ob angeln, baden surfen oder auch reiten – hier sieht man alles. Danach geht es, nach einer erneuten Straßenpartie, ins Farmland. Wir bewegen uns etwas vom Strand weg, laufen aber nach einer geschätzten Stunde, also 4km weiter, wieder Richtung Strand. Uns fallen dabei die neuen Häuser auf, die gerade nahezu überall errichtet werden. Einfach heftig! Die Preise für Grundstücke sind gerade niedrig, weil viele Menschen in die großen Städte wie Auckland und Whangarei stürmen. Dort explodieren die Preise für Wohnungen aktuell. Also sehen wir viele, prächtige Häuser auf riesigem Gelände. Der nächste Nachbar ist meist gut einen Kilometer entfernt. Wir laufen also wieder Richtung Strand, wobei Arni nach den ersten steilen An- und Abstiegen dann schon auffällt, dass 10km bald geschafft sein sollten. Zeit, um die Navigations-Profis Flo und Jeff mal zu fragen, ob wir unser Ziel bald erreichen… Bei dieser Frage fällt dann auf, dass der heutige Zeroday, der ja auf Grund von maximal 10km laufen gerade noch als Solcher gewertet werden kann, gar keiner mehr ist!! Jeff hat sich verrechnet und somit ist der nächste Holiday Park keine 10km, sondern 22km entfernt. Lee und Arni sind im ersten Moment nicht so gut zufrieden, aber das kann man ja mit leckerem Essen am Abend wieder gut machen. 🙂 Nachdem wir Waipu Cove erreicht haben und der Ort sogar eine sehr schöne Pizzeria  besitzt, müssen wir (dank Jeff’s Rechenkünsten) noch 7km Straße absolvieren. Das Stück zieht sich natürlich… Man hat das Gefühl, niemals anzukommen. Dann sagt uns ein kleines Schildchen, dass wir nur noch 20m den Weg entlang laufen müssen, bis zum gewünschten Campingplatz. Super!! Mit knurrenden Mägen bezahlen wir unseren Platz für heute Nacht und sind uns mehr als einig, dass wir keinen weiteren Schritt mehr gehen möchten…auch nicht für eine Pizza. Also gibt’s unser bewährtes Trail-Essen: Nudeln in Käsesauce.

Tag 20: Schlichtweg atemberaubend

Datum: 01.12.2016

Start: Waipu Cove (Trail km 425)

Ziel: Mangawhai (Trail km 453)

In Mangawhai warten heute die Gingers (wie wir unser rothaariges Pärchen aus England liebevoll nennen) auf uns. Wir gehen rechtzeitig los, denn heute müssen wir 28km bewältigen. Ist ja nach dem Zeroday gestern gar kein Problem… tzzz…

Der erste Teil besteht mal wieder aus Roadwalking. Für die Gelenke und Füße ist natürlich Waldboden am Angenehmsten. Das bekommen wir nach 5km zu spüren. Auch heute geht es nicht ohne Schmerztablette… Aber wir machen natürlich weiter.  Und soll belohnt werden: Es geht quer durch’s hügelige Farmland, bevor wir nach einem steilen Aufstieg durch einen dschungel-artigen Wald gehen. Und dann stehen wir hoch auf den Klippen und haben einen phantastischen Blick über die Küste und den Ozean. Das ist einfach atemberaubend und so stehen wir dort und genießen den Blick. Von da an geht es über einen wundervoll angelegten Wanderweg die ganze Zeit am Ozean entlang. [Wir müssen das besonders hervorheben, denn im Normalfall werden die Wege angelegt, aber dann der Natur überlassen. So fragten wir uns wirklich schon des Öfteren, wie man die Wege als Wanderwege deklarieren kann, womöglich auch noch Familien mit Kindern zugänglich machen kann. Das ist unserer Ansicht nach teilweise sogar lebensgefährlich.] Wir sind wirklich ganz besonders eingenommen von diesem Weg, natürlich auch, weil wieder besonders schönes Wetter ist. An einem Baum, der groß genug ist, um uns allen Schatten zu geben, machen wir eine Mittagspause. Da sitzen wir nun und schauen alle 4 auf den Ozean, bis Flo plötzlich Delphine entdeckt. Und wirklich! 100 m von der Küste entfernt, sieht man Delphine schwimmen uns springen. Wow!! Besser geht’s nicht!

Wir laufen weiter und genießen den ganzen Weg in vollen Zügen. Durch einige angelegte Aussichtsplattformen bekommt man einen grandiosen Überblick über sämtliche Strände und Buchten. Es geht hinunter und für weitere 5km am gut besuchten Strand entlang. Der Ort hier scheint auch bei Touristen besonders beliebt zu sein. Können wir nachvollziehen! Am Ende des langen, weißen Sandstrandes geht es über Felsen in den Ortskern, der mehr als übersichtlich ist. Wir übernachten im Holiday Park und treffen uns am Abend mit den Gingers auf eine Pizza und ein Bier im Restaurant Dune. Alles in Allem war das der bislang beste Tag auf dem Trail.

Tag 21: Knie, Hüfte…Wir fühlen uns alt

Datum: 02.12.2016

Start: Mangawhai (Trail km 453)

Ziel: Pakiri (Trail km 475)

An diesem Morgen wachen wir total gerädert auf und entscheiden uns dazu einen Teil zu laufen, aber den größten Teil zu trampen. Uns würde ein großer Teil Wald bevor stehen, die steilen Auf- und Abstiege sind gerade Gift für die Knie. Arni’s Versuch, den Rucksack mit Sekunden-Kleber zu reparieren, ging leider daneben. Durch die große Belastung reißt der Flicken immer wieder ab. Wir gehen an diesem Morgen noch kurz zum Supermarkt, um die Lebensmittel aufzustocken und laufen danach Richtung Pakiri. Während des Laufens wird schon klar, dass wir heute keine 30km zum nächsten Holiday Park schaffen würden. An einer geeigneten Stelle halten wir den Daumen raus. Es braucht dieses mal eine halbe Stunde (für Neuseelands Verhältnisse ungewöhnlich lange) bis uns jemand mitnimmt. Wir brauchen insgesamt 4 Fahrer und einen halben Tag, bis wir unser Ziel erreicht haben. Dafür lernen wir mal wieder einiges über Land und Leute, der letzte Herr nimmt uns sogar kurz mit und zeigt uns seine Farm. Angekommen am Campingplatz begegnet Flo dem Namibianer Andre, der der Manager des Holiday Parks ist. Sie verabreden sich zum Fischen für den Abend.

Gegen 17 Uhr treffen Jeff, Lee, Grace und Joel ein. Wir kochen zusammen und unterhalten uns. Sehr interessiert an uns ist Nanna Jo, eine Dame über 80 und gebürtige Niederländerin, die seit 54 Jahren in Neuseeland lebt. Sie kommt über den ganzen Tag verteilt immer wieder zu uns und unterhält sich mit uns. Eine absolut liebenswerte Person. Andre lässt sich an diesem Abend nicht mehr sehen, also wird vielleicht morgen gefischt.

Tag 22: Tag in der Sonne

Datum: 03.12.2016

Pakiri (Trail km 475)

Jeff und Lee wollen heute schon früh starten. Unsere Knie brauchen noch einen Tag, ansonsten schieben wir das Problem nur weiter vor uns her. Flo trifft am Morgen auf Andre, die beiden gehen fischen, während Arni den Blog schreibt und ihren Rucksack repariert. Im Mittag machen wir einen langen Spaziergang am Strand entlang, suchen Muscheln, lesen ein bisschen und schon ist es Abend. Flo und Andre treffen sich gegen 19 Uhr nochmals und fahren mit einem Kanu + einer langen Leine, an der in regelmäßigen Abständen Haken befestigt sind, raus auf’s Meer. Flo genießt die Ruhe auf dem Meer, wäre da nicht die Leine im Schlepptau und die permanenten Rufe von Andre, ob er denn keine Bewegung im Hintern spüren würde. Dann irgendwann merkt Flo, was Andre meint. Die Vibration ist deutlich zu spüren, also muss doch einer angebissen haben! Über die Brandung hinweg geht’s wieder Richtung Strand, das ist der anstrengendste Teil. Dann wird die Leine herausgezogen und daran hängen 3 schöne Snapper! Flo fragt ihn noch, wie er die Fische nun zubereiten würde, aber Andre sagt nur, dass das nun das Problem seiner Frau wäre.

Wir essen unsere Nudeln heute mal mit Tomatensauce und plötzlich steht Andre neben uns mit einem filetiertem Snapper! Wir müssen ihm leider sagen, dass wir nun satt sind und den Fisch auch nicht mitnehmen können. Er winkt ab und sagt, dass er und seine Frau sich über den zusätzlichen Fisch freuen und geht wieder. Kurze Zeit später taucht Nanna Jo neben uns auf und zeigt uns einen Teller mit dem Kommentar: It’s for you! Sie bringt uns frische Miesmuscheln in Balsamessig. Sooo lieb und einfach herrlich! Wir essen die Muscheln mit Genuss. Danach fallen wir ins Bett…

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