Tag 27-30: Auckland bis Hamilton

Tag 27: Auckland 2.0

Datum: 08.12.2016

Auckland (Trail km 599)

Wir können es kaum erwarten, Auckland wieder zu verlassen. Nicht, weil wir Auckland nicht mögen, aber in unserer aktuellen Situation bezahlen wir zu viel Geld, für ein schlechtes Motel in einem wenig schönen Ort (Neuseeland hat definitiv besseres zu bieten, als seine Städte!) An diesem Tag fahren wir noch Richtung Hafen. Wir haben Lunch bei einem wirklich leckeren Thailändischen Imbiss,  anschließend gegen wir zum Countdown und erledigen die Einkäufe. Alles in allem ein relativ unspektakulärer Tag ohne neue Eindrücke, ohne große Ereignisse… Wir freuen uns auf Morgen, wenn wir den Bus Richtung Pokeno nehmen.

Tag 28: Trinken, Philosophieren, Trinken, Dart spielen und Trinken

Datum: 09.12.2016

Start: Auckland (Trail km 599)

Ziel: Mercer (Trail km 719)

Der Bus fährt uns heute gegen 11 Uhr Richtung Pokeno. Wir haben genug Zeit, um irgendwo zu frühstücken und Kaffee zu trinken. Bevor wir starten, nimmt Arni Abschied von ihrem Rucksack. Wir schlachten ihn aus, um eventuelle Ersatzteile für Flo’s Rucksack zu behalten, dann wandert das Rückenschmerzen-verursachende Ding in den Müll. Nach einem Kaffee und einem Sandwich (man bekommt hier leider kein richtiges Brot) steigen wir in den Bus und sind innerhalb einer guten Stunde in Pokeno.

Wir haben uns im Bus drei verschiedene Routen angeschaut, wie wir von Pokeno nach Mercer gelangen. Zwei davon schließen wir aus, da sie 7 Stunden Laufzeit  berechnen (für gut 4-5km). Die dritte Variante verläuft parallel zum Highway. Nachdem wir in Pokeno feststellen, dass wir nicht parallel zum Highway, sondern auf ihm laufen sollen, fragen wir in einem kleinen Shop nach dem Weg. Gleich zwei Herren sehen uns verwundert an, warum wir die Strecke denn laufen wollen würden. Wir fragen nach Alternativen und beide schütteln den Kopf. Also kommt man nur mit dem Auto nach Mercer. Wir sind wirklich verwundert, denn sowas kennt man aus Deutschland einfach nicht. Entweder Autobahn oder Trampelpfad mit 15km Umweg. Keine Landstraße, Schotterstraße oder Fahrradweg.

Nun gut, Pokeno besteht aus einer Hauptstraße und das war’s. Die Voraussetzungen für’s Trampen sind eben relativ schlecht, deshalb warten wir ca eine Stunde, bevor uns jemand mitnimmt. Angekommen in Mercer möchten wir unsere Rucksäcke ins Zimmer stellen und angeln gehen. Doch es kommt alles anders: Um zu unserem Motel zu kommen, laufen wir an einem heruntergekommenen Pub namens „Podge’s“ vorbei. Aus diesem Pub hören wir Gegröle, dass scheinbar uns gilt, aber wir verstehen kein Wort und ignorieren es deshalb. Angekommen am Motel ist dort keine Menschenseele… Eine Reinigungsdame mit Sonnenbrille (wir sind leicht irritiert) sagt uns, dass wir in den Pub gehen sollen, dort würden wir Sandra (Besitzerin des Motels) finden. Okeee, gesagt – getan.

Wir gehen in den Pub und werden wärmstens empfangen: Mit dem gleichen Gegröle wie beim ersten Mal, nur verstehen wir nun, dass es eine Art Motivations-Gegröle ist, das uns dazu bewegen sollte, den Pub zu betreten und nicht die Flucht zu ergreifen. Man nennt Sandra auch den Walker-Stalker. Sandra erzählt uns zunächst, dass wir Nummer 211 und 212 seien (sie zählt die Nummer der TeAraroa Wanderer, die ihr Motel besuchen), das wir später noch ein Foto machen müssen und uns bitte in ihr Gästebuch eintragen sollen. Sie bietet den Wanderern kostenlose Zeltplätze und Duschen an, im Gegenzug essen die meisten in ihrem Pub und genehmigen sich das ein oder andere Bierchen. So auch wir…

Wir starten mit einem Bier und Geschichten, was wir bislang erlebt haben, wie unser Weg bislang war und welche Eindrücke wir gewonnen haben. Wir haben den Eindruck, dass wir an diesem Tag das ganze Dörfchen kennenlernen, dass sich wie eine eingeschworene Gemeinschaft verhält: Maria (Putzfee mit Sonnenbrille, die ein latentes Alkoholproblem hat, aber eine sehr liebe Person ist), Tania (ebenfalls Putzfee, die scheinbar Muttergefühle für Arni hegt), BS (wir kennen seinen richtigen Namen nicht, er wird abwechselnd Bullshit oder Bad Santa genannt), Christian (Mann von Tania), Podge (Pub-Besitzer und eventueller Mann von Sandra). Nach einigen Bier und das Durchsprechen sämtlicher Weltpolitischer-Probleme, erzählt uns die leicht angeschickerte Maria von ihrem liebsten Dartsspiel „kill ‚em all“.

Die Regeln sind wie folgt: Jeder Spieler wirft mit der schwächeren Hand auf die Dartscheibe. Die Zahl, die getroffen wurde, ist die persönliche Zahl des Spielers und erhält 5 Leben. Beispiel: Flo trifft die Nr.8. Alle Spieler erhalten also eine persönliche Nummer mit 5 Leben. Danach muss jeder Spieler mit der starken Hand versuchen, seine persönliche Zahl wieder zu treffen und zwar als Double (in den schmalen, äußeren Ring der Zahl). Schafft er dies, ist er in der Lage andere Spieler zu killen (also zu töten), indem er ihre persönliche Zahl trifft. Sind alle 5 Leben weg, ist der Spieler tot. So geht das Spiel weiter, bis nur noch ein Spieler übrig bleibt.

Am frühen Abend sind wir ordentlich angetüddelt und Flo schafft es sogar, das Spiel zu gewinnen! Arni vermutet ganz stark, dass es am Alkoholkonsum der anderen liegt, denn die trinken scheinbar schon den ganzen Tag und treffen plötzlich gar nicht mehr. Maria behält auch während des Spiels ihre Sonnenbrille auf. Am Abend kommen noch weitere TeAraroa Wanderer in den Pub. Wir sehen unter anderem Tom, den arroganten Schotten, wieder, aber wir lernen auch Nils aus Hamburg, Melissa aus Frankreich und Etienne aus Canada kennen. Die recht unterschiedliche Gruppe ist total witzig und wir verbringen nich etwas Zeit mit ihnen. Am Ende des Abends legt uns die Podge-Truppe noch ans Herz morgen doch wieder zu kommen, denn es sei Samstag und schließlich Karaoke-Nacht, da würde die Hütte so richtig brennen! Podge bietet uns sogar an, uns abzuholen von wo immer wir dann auch seien. Wir sagen danke und überlegen uns das Ganze…

Tag 29: On the road again

Datum: 10.12.2016

Start: Mercer (Trail km 719)

Ziel: Rangiriri (Trail km 744)

Nach unserem durchzechten Tag gestern, starten wir sogar relativ motiviert in die heutige Etappe! Wir verabschieden uns von Sandra, Podge, Tania und Maria und gehen noch fix zum McDonalds, um einen Kaffee zu trinken.

Anschließend brechen wir auf und wieder leitet uns der Trail direkt auf den Highway. Wir fragen nach, ob das denn überhaupt erlaubt sei und man bestätigt uns, dass neben Fußgängern auch Fahrradfahrer die Autobahn benutzen dürfen. Wie schön!…und gefährlich! Nach 3km Autobahn-wandern, hält vor uns ein Wagen mit einer Familie von den Fidschiinseln an, die uns fragen, ob wir nicht mitgenommen werden möchten. 😀 ok, das haben wir hier noch nicht erlebt. Wir bedanken uns und fahren noch 2 km mit. Danach sagt uns der Trail, dass wir den Highway kreuzen sollen und von da aus, auf das Farmland gehen sollen. Das machen wir, obwohl wir doch über den Verlauf des Trails relativ verwundert sind. Man kann doch nicht ernsthaft Wanderer quer über die Autobahn schicken!

Wir laufen heute kontinuierlich am River entlang. Mal geht es durch unbewohntes Farmland, aber die meiste Zeit stören wir Kühe beim Grasen. Wir gehen beide mit großem Respekt in die Weiden, gerade, weil die Kühe jedes Mal Interesse an uns haben. Eigentlich geht immer alles gut, bis Flo plötzlich von einer wirschen Kuh mit irrem Blick (die Augen gucken in verschiedene Richtungen) verfolgt wird, die er aber rechtzeitig mit seinem Wanderstock zurechtweisen kann. Danach verlassen wir die Kuhweide und laufen unerlaubterweise auf leerem Farmland weiter. Wir kommen an diversen Rennstrecken vorbei und sehen sogar noch einen Teil einer Stuntshow.

Eine Stunde lang mühen wir uns wieder mal mit Matsch ab, darüber reden wir aber nicht großartig, weil ja scheinbar keine Strecke einfach mal matschfrei sein kann… Der Trail will uns nun immer wieder durch dicht bewachsenes Ufergelände schicken. Wir entscheiden uns daher für die Felder, die direkt nebenan gerade brach liegen. Irgendwann geht dann der Trail über in eine Schotterstraße, die für uns eine willkommene Abwechslung darstellt. Nach weiteren 7 km haben wir dann Rangiriri erreicht. Den Füßen und dem Rücken geht’s gut, allerdings machen die Knie wieder Probleme. Eine Frau ruft und stürmt aus ihrem Café heraus ob wir einen Platz zum Zelten benötigen würden und wir kommen uns wieder so vor, als wären wir gerade eben eingefangen worden. Wir sagen ja und die Frau bietet uns kostenlos ihren Hinterhof zum Zelten an, aber wir haben keine Toilette oder Dusche. Sie schießt direkt hinterher, dass sie heute Abend kochen würde und ob wir Hähnchen mit Irgendwas mögen würden. Wir sind leider mit ihrem Gebrabbel überfordert, denn was wir gerade wollen, nach 30km und ca 6,5 Stunden laufen, kann sie uns nicht bieten: Eine Cola, ein WC und Ruhe.

Wir bauen also unser Zelt auf und währenddessen treffen Nils, Etienne und Melissa ein. Danach gehen wir alle zusammen in ein großes Restaurant nebenan und nach der ersten Unterhaltung wird deutlich, dass niemand von uns mit unserer heutigen Gastgeberin auf einer Wellenlänge schwimmt. Alle sind sich einig, dass sie eine sehr bestimmende Person zu sein scheint und dass sie ihrem Angebot mit dem Essen nur zugestimmt haben, weil sie glaubten, ihr etwas zu schulden. Das wird dann einige Minuten später wieder deutlich, als die Dame in das Restaurant kommt, um ihre Schäfchen einzusammeln. Wir sind froh, an diesem Abend mal keine Konversation abhalten zu müssen, woher wir kommen und was wir vorher so gemacht haben. Wir essen im Restaurant, was zwar auch keine gute Entscheidung war, aber wir gehen mit einem gut gefüllten Magen und einer Cola ins Bett.

Tag 30: Anders, als geplant

Datum: 11.12.2016

Start: Rangiriri (Trail km 744)

Ziel: Hamilton (Trail km 800)

An diesem Morgen kommen wir gut in die Gänge, obwohl es die letzte Nacht durchweg geregnet und gestürmt hat. Wir packen unsere Sachen zusammen und laufen relativ zeitgleich mit der Truppe los. Der Trail geht wieder am River entlang und bereitet Arni große Schmerzen, da man immer wieder über hölzerne Leitern klettern muss, um von Weide zu Weide zu gelangen. Am gestrigen Abend hat Nils Arni seine Kniebandage geschenkt, daher sollte es eigentlich besser werden. Wir entschließen uns kurzerhand  dazu, an der Straße entlang zu laufen. Dort können wir ruhig laufen, ohne über Hindernisse zu klettern.

Ziel für heute ist Huntly. Ein kleines Dörfchen bestehend aus einer Hauptstraße, einem großen Kraftwerk und einem KFC. Wir sehen das in den Trailnotes beschriebene Elektrizitätswerk bereits, da bekommt Arni’s Knie einen erneuten Schlag und sie kann für eine kurze Zeit nicht weiterlaufen. Wir machen eine Pause und laufen langsam weiter, während wir versuchen zu trampen. Nach einiger Zeit nimmt uns ein netter Herr mit und erzählt uns, dass er hier ist, um sich den Golfplatz anzusehen. Er fragt uns, was unser heutiges Ziel sei und wir sagen ihm, dass wir in Huntly Pause machen, um später nach Hamilton zu reisen. Der Herr sagt, dass Huntly kein Problem sei und wir gleich dort seien.

Als wir Huntly erreichen, sagt er zu uns, dass wir den Stadtkern nun gesehen hätten und er sowieso nach Hamilton fahren würde, um Freunde zu besuchen. Da könne er uns auch gleich mitnehmen, denn in Huntly sei wirklich gar nix los. Wir müssen lachen und obwohl wir uns wirklich darauf gefreut hätten, uns mit den anderen am Abend wieder zu treffen, willigen wir ein und bekommen somit eine äußerst angenehme und unterhaltsame Fahrt nach Hamilton. Wir erzählen natürlich wieder, was wir bislang gemacht haben und warum wir hier sind, aber der Herr erzählt uns eben auch seine Geschichte und seinen Mut, sich mit 45 noch in die Selbstständigkeit zu wagen.

Wir werden im Zentrum von Hamilton abgesetzt und verabschieden uns noch freundlich, bevor wir uns etwas zu essen suchen. Arni’s Knie schmerzt immer noch. Wir laufen in Richtung Shopping Meile und plötzlich springen zwei rothaarige Personen vor uns her: Die Gingers!! Juchuu! Wir fragen die beiden, wo sie sich aufhalten und sie sind aktuell in einem Holiday Park mitten in Hamilton. Perfekt! Also holen wir uns kurz etwas zu essen und machen uns dann auf zum Holiday Park. Weil das Wetter in den letzten Tagen komplett unbeständig ist, entscheiden wir uns für eine Cabin. So müssen wir bei: Regen, Sturm, knallendem Sonnenschein nicht im Zelt schlafen (das Wetter wechselt wirklich alle 10 Minuten, am Besten finden wir die Kombination aus allem, dann dampft die Regenjacke).

Am Holiday Park angekommen mieten wir uns eine kleine Cabin und erzählen das auch direkt Grace und Joel, denn der Preisunterschied ist sehr gering. Die beiden mieten sich auch direkt eine Cabin. Am Abend kochen wir gemeinsam und erzählen über die letzten Tage und richten schöne Grüße von der Nils-Etienne-Melissa-Gruppe aus.

 

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