Tag 110-117: Glentunnel bis Lake Tekapo

Tag 110: Rauf, runter, rauf, runter…
Datum: 01.03.2017
Start: Glentunnel
Ziel: Rakaia Gorge

Nach dem Frühstück halten wir noch kurz am Shop an, denn wir haben (wir können’s kaum glauben) nicht mehr genug Nudeln und Thunfisch! Seit Wellington ist das nicht mehr vorgekommen. Unser Ziel heute liegt mitten im Nirgendwo, daher haben wir dort auch keine Möglichkeit, etwas zu kaufen. Es ist den ganzen Tag bewölkt, was aber beim Fahrrad fahren nicht weiter stört, sondern zur Abwechslung auch mal ganz nett ist. Nachdem wir Glentunnel verlassen haben, geht es rauf und runter. Es wird also nie langweilig. Landschaftlich reiht sich eine Schafsweide an die nächste. Sobald Flo einmal klingelt, kreieren wir direkt eine Massenpanik. Wir kommen an einigen 1. Weltkrieg-Denkmälern vorbei (Jedes noch so kleine Dorf hat mindestens eines davon) und machen eine kurze Mittagspause.

Dann erreichen wir den Rakaia Gorge. Wirklich traumhaft anzusehen! Ein breites, ausgewaschenes Flussbett mit strahlend blauem Wasser. Einfach klasse! Wir fahren einen steilen Abhang hinunter, bevor wir ein letztes Mal wieder steil bergauf fahren. Dann sind wir am kleinen, aber feinen Campingplatz direkt am Gorge angekommen. Es gibt fließend Wasser und auch Warmes Wasser, aber keinen Strom. Weil wir in zwei Tagen wieder hierher zurück kommen, können wir uns schon einmal unsere nächsten Stops und die Auswirkung auf die Reiseroute überlegen. Wir müssen nach Lake Coleridge, um unser letztes Food-Paket abzuholen. Danach wollen wir uns mit Jeff und Lee in Geraldine treffen.

Tag 111: Rauf, rauf, rauf und auch ein bisschen runter…
Datum: 02.03.2017
Start: Rakaia Gorge
Ziel: Lake Coleridge

An diesem Morgen starten wir zunächst mit einem richtig steilen Anstieg über eine Schotterstraße. Denn alles, was wir gestern so schön heruntergefahren sind, dürfen wir jetzt wieder hinauf. Vorteil: Wir haben eine Straße gefunden, die den Weg deutlich abkürzt. Nachteil: Sie heißt Zig-Zag Road, ist keine Straße sondern nur ein Schotterweg und ist steil. Für uns ist das ja jetzt kein Problem mehr… wir sind geübt. Und schieben müssen wir unsere Räder auf losem Schotter sowieso. Es geht los! Genau wie wir dachten. Den ersten Teil können wir fahren, danach müssen wir schieben. Allerdings haben wir einen einmaligen Ausblick auf den Rakaia Gorge und so steil, wie der Otira Pass von neulich, ist es dann auch nicht. Die Landschaft erinnert uns stark an Österreich.

Gute 4km weiter sind wir schon am höchsten Punkt. Von da aus steigen wir auf die Räder und fahren relativ langsam über den Schotter. Wir rutschen nicht weg, also alles paletti! Wir fahren an großen Farmen vorbei, viele haben riesige Stallanlagen für Pferde. Hier und da überholt uns mal ein Auto, aber ansonsten sind wir hier fast allein, neben den unzähligen Schafen…

Wir erreichen die Straße, die uns direkt nach Lake Coleridge führt. Das Wetter ist schön und so vergeht die Zeit und auch die Kilometer wie im Flug. Wir sind besonders gespannt auf die Lodge, in der wir heute übernachten, denn eigentlich plagt uns ein schlechtes Gewissen: Wir mussten eine Nacht buchen, damit man dort unser Paket annimmt. Der Preis ist jedoch absolut jenseits unseres Budgets. 100$ die Nacht… Dafür erwartet man dann etwas!

Wir kommen in den kleinen Ort Lake Coleridge und sehen dann die Lodge, die wie ein Sommerhaus mit Veranda ausschaut. Draußen stehen Tische, Bänke und ein kleiner Golfplatz liegt neben der Lodge. Wir werden vom Besitzer begrüßt und er sagt uns direkt, dass wir kostenlos eine bessere Zimmerkategorie bekommen werden, mit eigenem Bad. Super! Das hatten wir schon lange nicht mehr!

Unser Zimmer ist sehr schön, mit eigenem Ausgang zum Garten und einem Fernseher. Wir versuchen Golf zu spielen, aber nachdem wir dann nur noch einen Ball besitzen, bringen wir die Schläger und den Ball wieder zurück und holen uns ein Belohnungs-Bier. Wir liegen einfach etwas der Sonne.

Am Abend fragen wir dann nach unserem Paket. Als wir es sehen, kommt es uns schon so riesig vor. Bei näherem Betrachten fällt dann auf, dass es umgepackt wurde. Der ganze Inhalt stinkt und ist ölig. Ok, der Übeltäter kann schnell ausgemacht werden: eine Dose Thunfisch in Knoblauch-Öl wurde zerdrückt und hat sich über sämtliche Inhalte verteilt. Wir können alles abwaschen, aber Flo’s Jacke aus dem Paket stinkt einfach bestialisch. Also fragen wir, ob wir noch eine Maschine Wäsche waschen können. Kein Problem, sagt der Inhaber und wir können einfach unsere Schmutzwäsche bei ihm abstellen. Service! Nachdem wir dann wie immer Nudeln mit Thunfisch und Pesto gegessen haben, geht’s ab ins Bett…

Tag 112: Rückenwind!! Fahren mit Windkraft
Datum: 03.03.2017
Start: Lake Coleridge
Ziel: Methven

An diesem Morgen sind wir leicht demotiviert, denn wir wachen auf und der Wind draußen ist einfach nur heftig. Wie sollte es anders sein, kommt er auch noch aus der falschen Richtung. Wir frühstücken und überlegen uns, wo wir alternativ zelten können, wenn das angepeilte Ziel Methven heute nicht klappen sollte. Immerhin sind es über 70km, das werden wir mit diesem Wind auf keinen Fall schaffen. Zudem müssen wir zwei steile Anstiege bewältigen. Flo fragt den Besitzer, ob er uns ein paar Kilometer samt Bikes mitnehmen könne, aber seine Frau ist gerade unterwegs und bringt Wanderer weg, das Auto ist erst gegen 13 Uhr wieder hier. Also keine Option.

Wir fahren los und der erste Anstieg, der im Normalfall absolut harmlos ist, wird mit dem Gegenwind fast unmöglich! Verdammt!! Wir schalten in den ersten Gang und strampeln uns in Rage…so wenig Meter in so viel Zeit… heftig. Dann kommt die erste Kurve und der Wind nun von der Seite. Schon eine Verbesserung, aber durch unsere Taschen sind wir so angreifbar, dass wir mit manchen Böen einfach auf die Straße geweht werden. So vergehen einige, anstrengende Kilometer bis zur nächsten Kurve und dann! Dann geht’s ab!! Der Wind kommt direkt von hinten und man muss sich nur etwas gegen ihn lehnen. Wir düsen mit unglaublichen 30kmh einen Berg !hoch! Ohne zu trampeln! Die nächsten Kilometer fliegen wir nur so durch die Strecke (ist ja auch nicht schlimm, wir waren ja schon gestern hier) bis wir von einem Schafskonvoi gestoppt werden.

Eine große Herde Schafe wird soeben von einer zur nächsten Weide getrieben und wir sehen nur, wie noch ein in der alten Weide verbliebenes Schaf, versucht über die Zäune zu springen, um seiner Herde zu folgen. Das arme Tier… Flo spricht den Besitzer darauf an und der erwidert, dass das Schaf eigentlich gar nicht ihm gehöre, es aber immer zu seinen Schafen wolle… Er zieht los und holt das Tier zu den anderen. Im Wagen befinden sich ca 5-6 Hunde, die alle nur auf ihren Einsatz warten. Je nach Aufgabe ruft der Schäfer einen seiner Hunde und die anderen bleiben regungslos auf der Ladefläche des Wagens. Es macht einfach Spaß, das anzusehen! Die Hunde gehen in ihrer Arbeit total auf. Vorne am Wagen ist eine Art Hirschfänger wie ein „V“. Dazwischen liegt ein Schaf auf seinem Rücken. Flo fragt, was der Kollege denn angestellt hätte. Der Schäfer sagt, dass das Schaf eine kleine Verletzung hat, die behandelt werden muss und diese Art von Transport scheine den Schafen zu gefallen. Nachdem alle Schafe in die Weide getrieben wurden, können wir weiter fahren.

Der Wind ist immer noch kräftig und in kürzester Zeit sind wir wieder am Rakaia Gorge! Es geht wieder bergab – mit Gegenwind. Das bedeutet: Obwohl es so steil nach unten geht, müssen wir in die Pedalen treten, denn der Wind ist so stark, dass wir ansonsten stehen bleiben. Den Weg hinauf müssen wir schieben. Bei dem Wind schaffen wir es einfach nicht. Danach macht die Straße eine nächste Kurve und von da an haben wir Seitenwind. Da hier viele Trucks an uns vorüber ziehen, müssen wir aufpassen, nicht auf die Fahrbahn geschoben zu werden. An der nächsten Abzweigung halten wir an und stellen fest, dass wir anstatt der stark befahrenen Straßen auch diese Strecke als Ausweichroute nehmen können. Perfekt! Der Wind kommt wieder von hinten und schiebt uns die letzten 18 km nach Methven!

Auf uns wartet ein schmuckes Örtchen mit einigen Geschäften, Restaurants und einem Supermarkt. Wir halten an einer Lodge, fragen nach den Zimmerpreisen und nach dem Preis für den Zeltplatz. Wir entscheiden uns natürlich für’s Zelten. Während wir unser Zelt aufschlagen, sitzt eine dicke, sogar freundliche Katze neben uns und beobachtet uns. Am Abend gehen wir mal wieder in ein Thai Restaurant und essen das Übliche…

Tag 113: Danke Google…
Datum: 04.03.2017
Start: Methven
Ziel: Geraldine

Heute kommen wir mal wieder gar nicht aus dem Quark. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis wir gefrühstückt und unsere Sachen beisammen haben. Deshalb fahren wir dann auch erst gegen 12:30 Uhr los. Wir fahren etwas abseits der viel befahrenen Straße, laut Google alles geteert. Die Realität sieht dann genau anders aus. Es geht permanent über Schotterstraße. Mit unserem Gewicht und den dünnen Reifen ist das einfach schwierig und kostet zudem unnötig Zeit. Ganze 10km verbringen wir damit, vorsichtig zu fahren und gerade als die geteerte Straße endlich wieder in Sichtweite kommt, erwischt Flo einen spitzen Stein und der Reifen ist platt. Also bitte einmal den Reifen wechseln…

Nach 15 minütiger Zwangspause sind wir wieder auf der Straße und kommen schnell bis nach Mayfield. Dort machen wir Pause, holen uns ein Brot und etwas zu trinken. Scheinbar findet hier gerade ein Oldtimer-Treffen statt, denn der Ort ist voll mit alten, schicken Autos. Wir schauen eine Weile einfach nur.

Dann machen wir uns auf für die finalen 35km bis nach Geraldine.
Die Straße ist flach und es ist windstill, also kommen wir gut voran und erreichen gegen 18 Uhr den Holiday Park. Geraldine ist ein schöne Stadt mit Restaurants, einem Kino und kleinen Geschäften. Wir schlagen unser Zelt auf und Flo holt uns einen Snack, danach trinken wir ein Corona und gehen früh ins Bett.

Tag 114: Essen, essen, essen…
Datum: 05.03.2017
Geraldine

Gegen 11 Uhr kommen Jeff und Lee am Holiday Park an und wir erzählen und quatschen erst einmal. Gegen 12 Uhr gehen wir in ein kleines Café und essen einen leckeren Burger. Danach holen wir uns etwas zu trinken und machen (mit vollem Magen) schon mal einen Tisch beim Inder für heute Abend klar. Wir kriegen den ganzen Nachmittag damit um, über die Erlebnisse der letzten 2 Monate zu sprechen. Als es 7 Uhr ist, ist unsere Flasche Wein leer, das Sixpack Bier vernichtet und der Inder wartet auf uns.

Wir gehen noch gemütlich etwas essen (obwohl keiner Hunger hat) und hauen uns dann gegen 23:00 Uhr ins Bett.

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Tag 115-116: Regen abwarten
Datum: 06.-07.03.2017
Start: Geraldine
Ziel: Fairly

Heute heißt es zunächst Abschied nehmen von Jeff und Lee. Jeff liegt am 10. März Richtung Heimat und für Lee geht es am 13. März weiter nach Thailand. Dort wird sie für 4 Wochen bleiben und dann weiter nach Kambodscha.

Nachdem wir den beiden „Tschüss“ gesagt haben, geht es für los ins 45km entfernte Fairly. Arni hat schwer mit den Nachwehen der Flasche Wein zu kämpfen. Flo ist relativ fit und immer einiges voraus. Wir haben einige steile Abstiege dazwischen, die nicht lang sind, es aber in sich haben. Das Wetter ist mal wieder voll auf unserer Seite, allerdings ist für die nächsten zwei Tage Regen gemeldet. Daher versuchen wir, ein festes Dach über dem Kopf zu bekommen.

Wir kommen in Fairly an und fahren direkt zum i-Site, einem Informationszentrum, das es in jedem Ort gibt. Dort fragen wir eine Dame, ob irgendwo ein Zimmer für zwei Tage zu bekommen wäre. Die Dame ruft direkt an und findet ein Motel für 130$ die Nacht. Das ist uns zu teuer. Flo verpackt es so: „Neuseeland hat uns leider schon so sehr gebeutelt, dass das zu teuer ist.“ Da mischt sich plötzlich eine Dame ein, die sich offensichtlich angegriffen fühlt, und erwidert: „Oh Schätzchen, wenn Neuseeland zu teuer ist, musst du eben wieder nach Hause fahren.“ Daraufhin Flo: „Ja, das werden wir und wir werden es auch jedem erzählen.“ Die Dame setzt sich mit ihrem roten Kopf wieder hin. Unsere Lady macht uns noch eine Cabin im Holiday Park klar. Wir bedanken uns bei ihr und kaufen noch ein paar Sachen ein und fahren zum Holiday Park.

Am Abend kochen wir uns zur Abwechslung mal Chili von Carne und gehen dann schlafen.

Tag 117: Kristallklares Wasser und einmalige Kulisse
Datum: 06.-07.03.2017
Start: Fairly
Ziel: Lake Tekapo

Am Morgen treffen wir auf zwei weitere Fahrradfahrer. David und Sophie aus Frankreich haben ihre Bikes über einen deutschen Online-Handel zusammen gestellt und sie herfliegen lassen. Die beiden haben wirklich gutes Equipment, sind aber auch ziemlich schwer beladen. Da wir alle das gleiche Ziel haben, fahren wir gemeinsam los und machen ab und an mal Pause. Gerade Sophie’s Taschen sind voll bepackt und somit ist sie auch meist die letzte.

Heute müssen wir über den Burke’s Pass. Wir fahren auf eine wunderschöne Berglandschaft zu. Wir fahren über zwei steile Kuppen und befinden uns dann in einem Tal. Kurz bevor wir das zweite und letzte Mal über die Berge müssen kommen wir an einem kleinen Dorf vorbei, das eigene Holztische und -Stühle verkauft. Das ganze ist aufgemacht, wie eine alte amerikanische Tankstelle. Wir trinken uns eine Cola und danach geht’s weiter.

Kurze Zeit später sehen wir zum ersten Mal das Alpenpanorama. Einfach atemberaubend! Wir fahren eine ganze Zeit auf das Gebirge zu, bis es bergab geht. Durch die Bäume sehen wir das strahlende Blau des Lake Tekapo. Genial! Wir halten an, um ein paar Fotos zu machen. Danach trennen sich unsere Wege, denn David und Sophie wollen zum alle Alexandria, 12km weiter und über eine lose Schotterstraße. Wir fahren direkt zum Lake Tekapo. Dort erwischen wir einen klasse Campingplatz mit Blick auf den Lake. Wir möchten eigentlich noch etwas draußen den Sonnenuntergang genießen, aber es wird so kalt, dass wir in unsere Schlafsäcke müssen! Flo holt sich in letzter Minute noch eine der letzten Wärmflaschen aus dem Supermarkt und Arni legt die Gold-Silberne Notfall-Decke aus dem Erste-Hilfe-Set als Isolation unter unsere Luftmatratzen und es scheint gut zu funktionieren. Diese Nacht ist definitiv die kälteste Nacht bislang.

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